Am 26. Oktober begeht Österreich seinen Nationalfeiertag. Heute erscheint dies selbstverständlich, doch bis dahin war es ein langer Weg: Noch bis in die 1950er Jahre hinein sah es nicht danach aus, als würde das Österreich der Nachkriegszeit in der näheren Zukunft über einen eigenen Nationalfeiertag verfügen. Nach den Wirren und Zerstörungen des Weltkrieges war das Land noch zu sehr mit der Suche nach sich selbst beschäftigt. In jenen Jahren des Selbstverzichts schien der Wiederaufbau die selbstverständliche Priorität gegenüber der Konzeption eines neuen Feiertages zu besitzen.
„Der Tag der Fahne“ als Vorläufer
Doch auch der Umstand der alliierten Besatzung verhinderte die Einführung eines Nationalfeiertages, unterstreicht jener Tag doch auch die Eigenständigkeit eines Landes. Dies änderte sich mit der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages am 15. Mai 1955, der für Österreich die volle staatliche Souveränität wiederherstellte. Nach Inkrafttreten des Vertrages setzte eine 90-tägige Frist ein, an deren Ende die alliierten Besatzungstruppen das Land zu verlassen hatten. Diese 90 Tage endeten schließlich am 25.10.1955, sodass der darauffolgende Tag, der 26.10., fortan als „Tag der Fahne“ inoffiziell gefeiert wurde.
Da ab dem Jahr 1955 alljährlich am „Tag der Fahne“ die österreichische Flagge gehisst wurde, lag es nahe, diesen Tag auch zum offiziellen Nationalfeiertag des Landes zu machen. Dies geschah 1965, 10 Jahre später. Dieser Feiertag sollte nicht nur den Jahrestag der österreichischen Souveränität markieren, sondern auch an die „immerwährende“ österreichische Neutralität erinnern, welche als Vorbedingung der Alliierten – vor allem der Sowjetunion – an die Erlangung der Unabhängigkeit geknüpft worden war.
Bräuche und Traditionen
Nach wie vor ist der österreichische Nationalfeiertag ein „Tag der Fahne“. Das Hissen der rot-weiß-roten Flagge an öffentlichen Gebäuden, Schulen und durch Privatpersonen hat sich als Brauch zur Begehung des Feiertages – der übrigens landesweit arbeitsfrei ist – fest etabliert. Zur besonderen Unterstreichung der staatlichen Souveränität finden seit einiger Zeit auch militärische Präsentationen statt, bei denen u.a. österreichische Soldaten, Panzer und Hubschrauber von Interessierten begutachtet werden können. Sogar eine eigene Militärparade wird seit dem Jahr 1995 alle 10 Jahre durchgeführt.
Doch auch abseits der Landesverteidigung existieren weitere landesweite Bräuche. So finden etwa zahlreiche Fitnessveranstaltungen statt, darunter beispielsweise spezielle Läufe, Wanderungen oder auch Radtouren. Dem kommt zugute, dass die Arbeitsfreiheit anlässlich des Feiertages der österreichischen Bevölkerung ein ganztägiges sportliches Engagement ermöglicht.
Weniger an Sport Interessierte bekommen dagegen etwa die Gelegenheit, das „Wien Museum“ kostenlos zu erkunden oder am „Wiener Sicherheitsfest“ teilzunehmen, wo Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte über ihre tägliche Arbeit informieren. Ebenso kann z.B. der Amtssitz des Bundespräsidenten oder das Parlamentsgebäude von innen besichtigt werden – staatliche Gebäude, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind.