Der heutige Beitrag zum Europa-ABC widmet sich dem Buchstaben M. Angesichts einiger interessanter europapolitischer Begriffe mit diesem Anfangsbuchstaben fiel die Wahl nicht leicht. Entschieden haben wir uns schließlich für „Montanunion“. Insofern es vor allem diese Organisation war, die den Grundstein für die weitere europäische Einigung legte. „Montan“ leitet sich vom lateinischen Wort „mons“ ab , das für „Berg“ steht. Montanindustrie ist inzwischen ein geläufiger Begriff für den Industriezweig, der sich mit der Verarbeitung von Bodenschätzen beschäftigt.
Der Gründungsmoment
Bereits 1950 stieß der französische Außenminister Robert Schumann die Idee einer sogenannten Montanunion an. Sie sollte der Koordinierung der nationalen Kohle-, Stahl- und Rüstungsindustrien dienen. Sie bildete fünf Jahre nach dem 2. Weltkrieg die Grundlagen der neuen europäischen Idee vom dauerhaften Frieden durch wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit und Verflechtung.
Die Vorschläge von Schuman, zusammengefasst im Schuman-Plan, trugen Früchte: Bereits am 18. April 1951 erfolgte die Gründung der Montanunion mit dem Vertrag von Paris. Die Mitglieder beschränkten sich auf die kerneuropäischen Staaten Deutschland, Frankreich, Italien und die Benelux-Staaten.
Der Wunsch nach Frieden und Wohlstand
Die Idee hinter der Montanunion war so einfach wie genial: Infolge der Verflechtung der jeweiligen Rüstungsindustrien für Kohle und Stahl sollte die Kriegsgefahr für die Zukunft so klein wie möglich gehalten werden. Die Einbindung der kriegswichtigen Industrien der Bundesrepublik Deutschland in ein transnationales System war vor allem für Frankreich ein wichtiges Anliegen.
Der Wunsch nach Frieden und die Verhinderung von Krieg bildete nach den schrecklichen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs eine der Hauptgründe zur Zusammenarbeit ehemals verfeindeter europäischer Staaten. Der Wunsch nach mehr Wohlstand auf dem Wege wirtschaftlicher Zusammenarbeit spielte dabei natürlich auch eine Rolle.
Montanunion oder die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl
Der offizielle Name der Montanunion lautete „Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ – kurz EGKS. In der Folgezeit stellte sich heraus, dass der zollfreie Handel mit den im zerstörten Europa unschätzbar wertvollen Gütern Kohle und Stahl maßgeblich den Wiederaufbau des Kontinents beschleunigte und einen großen Teil zum westdeutschen Wirtschaftswunder beitrug.
Um den Erfolg der Montanunion weiter zu fördern und den Frieden auf dem Kontinent dauerhaft zu stärken, einigten sich die Regierungen Frankreichs, der Bundesrepublik, Italiens, Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande auf die Gründung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und einer Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM). Die Montanunion selbst lief schließlich 2002 aus, da der ihr zugehörige EGKS-Vertrag von vorherein auf 50 Jahre beschränkt war und nicht verlängert wurde.
Quellen: www.bundestag.de, www.faz.net