Es ist uns ein persönliches Anliegen, heute all den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken.
Vor genau 73 Jahren befreiten Sowjetische Soldaten das in Polen gelegene Vernichtungslager Ausschwitz und das weitaus größere, ebenfalls im besetzten Polen gelegene Lager in Birkenau. Hier fand man neben den halb verhungerten oder bereits verstorbenen Menschen noch über eine Million Kleider, ca. 45.000 Paar Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar, die von den KZ-Wächtern zurückgelassen wurden.
Mit eindringlichen Worten richtete sich der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog 1996 an das deutsche Volk: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.” Nicht einmal ein ganzes Menschenleben sind diese unvorstellbaren Gräuel her und doch kann mit Sorge beobachtet werden, wie rechtes Gedankengut erneut in die Köpfe der Massen schleicht. Die Opfer wie die Täter sterben aus und neue Generationen, die sich für nichts verantwortlich fühlen, sich nicht erinnern wollen oder denen es an Mitgefühl für andere mangelt, wachsen heran.
Aus diesem Grund fordert die UN-Resolution zum Holocaust-Gedenktag Staaten weltweit dazu auf, Schulprogramme zu entwickeln, damit die Erinnerung lebendig gehalten und sich etwas Vergleichbares nie wiederholen kann.
Erinnern an die Vergessenen
Wir haben nicht die Absicht die Qualen der jüdischen Bevölkerung zu schmälern oder die zwei Drittel der sechs Millionen ermordeten Juden, die in Konzentrationslagern ums Leben kamen, zu verschweigen. Doch möchten wir auch nach links und rechts blicken, zu den oft unerwähnt gebliebenen Toten. Wir möchten diesen Tag nutzen, um die Vergessenen aus den Schatten zu holen.
Wir denken voller Trauer an die ermordeten Sinti und Roma, an die Homosexuellen, die bis heute in vielen Ländern verfolgt werden und die dutzenden zwangssterilisierten Menschen.
Wir Gedenken den Schriftstellern und Künstlern, deren Werke der Zerstörung anheimfielen, den Journalisten, Verlegern, Philosophen und Sekretärinnen.
Wir denken an die über 200.000 körperlich und geistig Behinderten und die seelisch Kranken, die als Lebensunwert eingestuft und getötet wurden.
Wir erinnern uns an die Toten, die ihres Glaubens wegen verfolgt wurden, den Priestern, Pfarrern, den Theologen, den Rabbinern.
Wir drücken unser Mitgefühl für die über 200 Zwangsprostituierten in deutschen Lagern aus und denen gegenüber, die gezwungen wurden, zu verhungern.
Wir erinnern an die getöteten Widerstandskämpfer, Kommunisten, Politiker, Gewerkschaftsführer, Diplomaten, Freiheitskämpfer, Sportler, Handwerker, Rechtsanwälte, Wissenschaftler, Studenten, Juristen, Anarchisten, Schauspieler, Mediziner, Psychologen und Pädagogen.
Wir vergessen die Tausenden nicht, die bei Todesmärschen umkamen, sich selbst vom Leid erlösten, gefoltert wurden oder denen man gleich bei ihrer Ankunft in den Lagern, ohne sie zu registrieren das Leben nahm.
Wir denken an all die Säuglinge, Kinder und Jugendlichen, denen man die Chance nahm, zu wachsen, sich zu verlieben, Fehler zu begehen und zu Leben.
In unseren Gedanken sind sie alle, auch die, die wir hier nicht nennen konnten.
Möget ihr in Frieden ruhen.
Gedenkveranstaltungen
Eine Kranzniederlegung für die Opfer der Euthanasie und Zwangssterilisation findet am 27. Januar um 8.30 Uhr in der Gehlsheimer Straße 20 in Rostock statt.
Die zentrale Gedenkveranstaltung beginnt anschließend um 10.30 Uhr im Festsaal des Rathauses am Neuen Markt.
Quellenangaben: bpb.de, soziale-bildung.org, wikipedia.de