Visegrád - Woher kommt der Name?
Der Name Visegrád ist eigentlich die Bezeichnung für einen ungarischen Ort an der Donau. In dieser Stadt, zu Deutsch Plintenburg, trafen sich bereits 1335 die Könige von Ungarn, Böhmen und Polen zu Verhandlungen. 1991, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, trafen sich hier am 15. Februar 1991 die Präsidenten Polens (Lech Wałęsa), der damaligen Tschechoslowakei (Václav Havel) und Ungarns (József Antall) um über zukünftige politische, wissenschaftliche und militärische Kooperation zwischen den 3 Staaten zu verhandeln. Nach der Trennung der Tschechoslowakei 1993 wurde auch die Slowakei Mitglied der Gruppe. Auch nach dem Beitritt der Mitglieder zur NATO (1999) und der EU (2004) blieb die Visegrád-Gruppe als eine Art Sonderform eines Bündnisses in Ostmitteleuropa bestehen. Auch nach dem Beitritt der V4 zu NATO und Europäischer Union sind die Mitglieder an einer verstärkten Zusammenarbeit interessiert. Differenzen mit der EU bestehen unter anderem im Umgang mit der Flüchtlingsfrage seit 2016.
Tschechien und die Slowakei
Vor dem Ende des Eisernen Vorhangs war die Tschechoslowakische Sozialistische Republik (ČSSR) eines der am höchsten entwickelten Länder im Ostblock. Maschinen und Fahrzeuge von Skoda waren damals wie heute ertragreiche Exportgüter auch ins westliche Ausland. Politisch gesehen herrschte nach der sowjetischen Niederschlagung des Prager Frühlings bis 1989 eine Art Eiszeit.
Die Rolle der Kommunistischen Partei war unangefochten und Reformen unterblieben. Erst als die Unzufriedenheit mit dem politischen System zunächst im Herbst 1989 Studenten auf die Straße brachte und das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte zu noch größeren Demonstrationen im ganzen Land führte, gab die KPČ im November 1989 ihren Führungsanspruch auf. Nach demokratischen Wahlen, bei denen die Reformkräfte in beiden Landesteilen siegten, entstand im März 1989 die Tschechische und Slowakische Föderative Republik (ČSFR) mit einer demokratischen Verfassung. In den nächsten Jahren zeigte sich, dass die Differenzen zwischen den beiden Teilrepubliken immer stärker und unüberwindbarer wurden. Nach der sogenannten „Samtenen Revolution“ folgte am 1. Januar 1993 die einvernehmliche „Samtene Trennung“ in Tschechische Republik und Slowakische Republik.
Ungarn
Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs spielte Ungarn innerhalb des Ostblocks eine Sonderrolle. Die Ungarische Volksrepublik war zwar ebenfalls eine Ein-Parteien-Diktatur, vor allem ab den siebziger Jahren unternahm die Staatsführung Maßnahmen die in kleinem Maße privatwirtschaftliche Strukturen und eine begrenzte Reisefreiheit in westliche Staaten gewährten. Auch das Warenangebot unterschied sich von dem in den sozialistischen Nachbarländern: westliche Erzeugnisse, Lebensmittel und Printmedien waren in ungarischen Geschäften viel präsenter. Auch dies machte das Land für DDR-Bürger zu einem beliebten Reiseziel. Ungarn war 1989 das erste Land, welches beschloss, die Sicherungsmaßnahmen an der Staatsgrenze zu Österreich einzuschränken. Die Grenze wurde durchlässig und viele Ostdeutsche nutzten diese Gelegenheit zur Flucht. Auch in Ungarn selbst begann man das sozialistische System 1988 durch Reformen immer weiter abzubauen. Am 23. Oktober 1989 wurde die Dritte Ungarische Republik ausgerufen und Am 25. März und 8. April 1990 fand in Ungarn die erste freie Parlamentswahl seit November 1945 statt. Gemeinsam mit den Nachbarstaaten trat Ungarn 1999 der NATO und 2004 der EU bei.
Polen
Die Volksrepublik Polen hatte vor allem in den 80er Jahren mit starken wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen zu kämpfen. Zwar war Polen nach dem 2. Weltkrieg zu einem sozialistischen Staat nach sowjetischem Vorbild umgebaut worden, jedoch waren die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse grundlegend unterschiedlich zu den sozialistischen Bruderländern. Die katholische Kirche war sehr stark in der Bevölkerung verankert und die wirtschaftlichen Probleme des Staates führten immer wieder zu großen Streikwellen. Die überraschende Erstarkung der ersten freien Gewerkschaft Solidarnosc und eine ständig wachsende Wirtschafts- und Versorgungskrise führte 1981 zur Einführung des Kriegsrechts. Dies sollte den Sozialismus in Polen retten. In den folgenden Jahren konnte das Regime zwar die Verhältnisse stabilisieren, die Versorgung der Bevölkerung und politische Freiheiten blieben weiterhin mangelhaft. Die freie Gewerkschaft arbeitete im Untergrund weiter und genoss immer noch die Unterstützung weiter Teile der Bevölkerung. 1989 entschied man sich aufgrund der prekären Lage im Land zu Reformen. Solidarnosc wurde wieder zugelassen und konnte in den folgenden Monaten zu einem starken politischen Akteur werden. Erste freie Wahlen wurden im Juli 1989 durchgeführt und endeten mit einer gewaltigen Niederlage der bisher herrschenden Vereinigten Arbeiterpartei. Im Dezember 1989 wurde das Land schließlich in Republik Polen umbenannt und begab sich auf den Weg der europäischen Integration.
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Quelle Foto: von nextvoyage