Wer war Sophie Scholl?
Sophie Scholl würde heute, am 09. Mai, 100 Jahre alt werden. Sie und ihr Bruder Hans erlebten die Anfänge der Nationalsozialisten und waren anfangs begeistert von deren Gemeinschaftsideal. Doch bereits nach dem Abitur 1940 änderte sich diese Einstellung. Sophie machte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin und begann zwei Jahre später ein Studium an der Universität München. Sie begeisterte sich für das Tanzen und Klavier spielen, liebte Kunst und studierte mit Hingabe Biologie und Philosophie.
studentischer Widerstand - Die Weiße Rose
Durch ihren Bruder Hans kam sie in Kontakt mit der Weißen Rose. Diese war eine Verbindung von Studenten, denen sich Sophie anschloss. Sie verschickten und verteilten Flugblätter im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Dabei forderten sie ein “neues geistiges Europa” und den Sturz der Nationalsozialisten. 1943 beteiligte sie sich erstmals selbst an der Herstellung eines solchen Flugblattes. Der Widerstand breitete sich schon bald in andere Städte, wie Köln, Stuttgart, Berlin und Wien aus. Andere nennenswerte Mitglieder der Weißen Rose waren: Hans Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf, Christoph Probst und Mentor Prof. Kurt Huber.
Verhaftung und Todesurteil
Die Nationalsozialisten begannen nach den Urhebern der Flugblätter zu suchen. Die junge Sophie Scholl wurde von einem SA-Mann (= Sturmabteilung, sie verfolgten im Namen der Nationalsozialisten anders politisch gesinnte Menschen) entdeckt, als die gerade einen Schwung Flugblätter von einem Geländer stieß. Sie und ihr Bruder Hans wurden über zwei Tage von Robert Mohr verhört. Hans und Sophie schützten ihre Freunde, sie verrieten keinen der anderen Namen. Das Todesurteil fiel am 22.02.1943 am Volksgerichtshof München.
“Ich fühle mich wie Sophie Scholl”
Eine 22-jährige Anhängerin der sogenannten “Querdenker” sagte diesen Satz. Sie sei genauso alt wie Sophie und mache gegen das “Corona-Regime” Widerstand. Sie braucht allein drei Anläufe den Namen ihres angeblichen Vorbilds ohne Stottern auszusprechen – ein Vergleich, der hinkt.
Denn die beiden Frauen sind nicht zu vergleichen. Demokratie und Rechtsstaat mit Diktatur und Verfolgung gleichzusetzen ist dumm und größenwahnsinnig. Der Holocaust wird auf eine Weise verharmlost, die selbst den “Querdenkern” zu denken geben sollte.
Meinungsfreiheit ist wichtig und richtig. Aber die Demokratie bietet Wege und Möglichkeiten, ernsthaft und angemessen etwas zu bemängeln. Wege, die sachlicher, seriöser und hilfreicher sind. Denn im Sinne Sophie Scholls ist Kritik hilfreich und soll unbedingt stattfinden. Aber der Vergleich der Schrecken der nationalsozialistischen Diktatur mit der Maskenpflicht ist unpassend und unangebracht. Denn der Querdenkerin drohen weder politische Verfolgungen, noch Todesstrafen. Wir leben in einem freien Europa, in einer freien Demokratie – ein Privileg, von dem wir oft vergessen, wie viele Menschen dafür ihr Leben ließen.
Sophie Scholls Name steht für Widerstand – für den Mut, sich zu äußern, teilzuhaben, präsent zu sein. Für die Wege, über die Kritik vermittelt werden kann, für verbal und körperlich gewaltfreie Proteste. Für den Wunsch nach Frieden und Demokratie. Auch für die Aufforderung zu sprechen, aber wir befinden uns nicht im Krieg, sondern in einer Pandemie.
Ich bin Sophie Scholl - auf Instagram
Zu ihrem 100. Geburtstag lebt Sophie Scholl nochmal auf. In einer Instagram Story werden die letzten 10 Monate der Widerstandskämpferin gezeigt. Ein Abo dieses Angebotes lohnt sich wirklich. Hier kommt ihr direkt zum Intagram-Profil ichbinsophiescholl
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