Turnusgemäß ging mit Beginn des Jahres 2020 die Ratspräsidentschaft an Kroatien über. Es ist das erste Mal, dass das Land an der Adria den Vorsitz zum Rat der Europäischen Union übernimmt – aber Kroatien ist auch erst seit 2013 Mitglied der EU, dementsprechend sind die Erwartungen hoch.
Ratspräsidentschaft – Und nun?
Die Ratspräsidentschaft bezeichnet im Allgemeinen den Vorsitz eines Landes im Ministerrat der EU und ist nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Rat (alle Staats- und Regierungschefs der jeweiligen Mitgliedsländer). Dem Ministerrat kommt im politischen Betrieb hauptsächlich die Aufgabe der Gesetzgebung zu, die in enger Abstimmung mit dem Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission erfolgt. Somit kann der Vorsitz im Ministerrat wichtige Impulse für neue Richtlinien und Verordnungen einbringen und durch entsprechende Schwerpunktsetzung neue Debatten und Vorhaben anstoßen.
„Ein starkes Europa in einer Welt voller Herausforderungen“
In die Ratspräsidentschaft Kroatiens fallen einige wichtige Ereignisse im europäischen Politikbetrieb, die auch vom Vorsitz in Angriff genommen werden. Unter dem Motto „Ein starkes Europa in einer Welt voller Herausforderungen“ setzt man sich für ein Europa, das sich entwickelt, sich verbindet, schützt, und das einflussreich ist, ein. Auf der Agenda stehen u. a. Bemühungen für ein sozialeres Europa, die Umsetzung des „Grünen Deals“ der neuen EU-Kommission und die Eindämmung der negativen Auswirkungen einer immer älter werdenden Gesellschaft. Konkret wird sich der Vorsitz im Rat der EU mit dem planmäßig bis zum 31. Januar 2020 erfolgten Brexit und den damit verbundenen Verhandlungen eines Abkommens zu den zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich beschäftigen müssen. Auch steht der noch immer nicht verabschiedete mehrjährige Finanzrahmen 2021-2027 vor der Verabschiedung, wodurch unter anderem die Verteilung und die Höhe von Fördermitteln in die Mitgliedsländer geregelt wird.
Das Land der 1.000 Inseln
Kroatien liegt an der Adria und ist mit seinen knapp 4,19 Millionen Einwohnern eines der eher kleineren Länder der Europäischen Union. Seine Hauptstadt ist Zagreb. Wenn Finnland das Land der 1.000 Seen ist, dann ist Kroatien definitiv das Land der 1.000 Inseln. Nirgendwo sonst findet sich eine so reichhaltige Ansammlung von – auch unbewohnten – kleinen Archipelen. Die kroatische Landschaft ist zugleich vom Flachland, Hochgebirgen und der Küstenregion geprägt. Für Reisende von außerhalb der Europäischen Union ist Kroatien das zweitbeliebteste Urlaubsziel und wird nur noch von den Kanarischen Inseln übertroffen.
Immer einen Besuch wert
Zu sehen gibt es in Kroatien viel, beispielsweise den Nationalpark Plitvicer Seen, die über ein reichhaltiges Naturangebot verfügen und deren Landschaften einst als Kulisse für die Verfilmungen der Romane Karl Mays dienten. Oder das Amphitheater in Pula – immerhin das sechstgrößte der Welt – welches sogar dem Kolosseum in Rom das Wasser reichen kann. Mehr erfährt man in jedem gängigen Reiseführer. Eine kuriose Touristenattraktion stellt jedoch das „Museum of Broken Relationships“ in der Hauptstadt Zagreb dar. Menschen aus aller Welt haben ihre Überbleibsel aus zerbrochenen Beziehungen – Gegenstände, die eigentlich die ewige Liebe gegenüber dem Partner beweisen sollten – dem Museum zu Ausstellungszwecken überlassen.