Ein einheitliches System
Das Hauptquartier der Europäischen Eisenbahnagentur liegt im Norden Frankreichs in dem beschaulichen 44.000 Seelen umfassenden Städtchen Valenciennes. In Ergänzung der gemeinsamen Verkehrspolitik der EU wurde diese Agentur 2004 geschaffen. Sie stärkt die Sicherheit und Interoperabilität des Schienenverkehrs in den Mitgliedsstaaten. Des Weiteren soll die Europäische Eisenbahnagentur unter dem Vorsitz des österreichischen Physikers Josef Doppelbauer den Zugverkehr verbessern. Dazu gehört es, eine nahtlose und direkte Grenzüberquerung sicherstellen. Somit steht einem einheitlichen Bahnsystem bald nichts mehr im Wege.
Eine Erfolgsgeschichte
Wer hätte gedacht, dass die im Bergbau eingesetzten und spätestens 1530 auf hölzernen Gleisen durch Seilwinden fahrenden Güterloren eine so rasante Entwicklung nehmen würden. Die ursprünglich nur für den Warenverkehr bestimmte Transportmöglichkeit revolutionierte der britische Ingenieur Richard Trevithick, als er 1804 die erste funktionsfähige Dampflokomotive entwickelte. Nur 21 Jahre später beförderte ebendiese Lok das erste Mal Passagiere durch England.
In wenigen Jahrzehnten entwickelte sich die Eisenbahn zum wichtigsten Verkehrsmittel. Sie verkürzte somit die Reisezeit in Europa und Nordamerika erheblich. Allerdings erkannten auch die kriegstreibenden Kräfte schon bald das Potenzial der Bahn und nutzten sie vermehrt, um Waffen, Truppen und Nachschub an die Front zu schaffen. Schon der Deutsch-Französische Krieg zeigte deutlich, wie entscheidend ein gut ausgebautes Schienennetz ist.
Wussten Sie, dass der moderne Brücken- und Tunnelbau nur entstand, um weitere Bahnstrecken realisieren zu können?
Kein Stillstand
Spätere Beförderungsmittel wie das Flugzeug oder das Auto haben die Entwicklung und den Ausbau der Bahn zwar gebremst, aber nicht zum Stillstand gebracht. Heute haben die weltweiten Eisenbahnstrecken eine Gesamtlänge von 1,37 Millionen Kilometern. Das entspricht dem zweifachen Abstand von Erde und Mond.
Ein Gleichnis zum Nachdenken
Der schnellste Zug der Welt kommt aus Frankreich und erreicht eine Geschwindigkeit von 320 km/h. Bei diesem Tempo bleibt man besser auf seinem Sitz und staunt über die Technik, während die Landschaft an einem vorbei rast.
Passend zu diesem Artikel, der aktuellen politischen Situation und dem Geburtsmonat des deutschen Schriftstellers Erich Kästner, hier ein Auszug aus seiner 1931 erschienenen Parabel:
Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé.