somit Erneut geht es in unserem Europa-ABC um das liebe Geld, denn schließlich kann niemand von uns ganz darauf verzichten. In der aktuellen Ausgabe des Europa-ABC befassen wir uns mit dem Buchstaben N wie in Nettozahler. Was stimmt tatsächlich und was gehört zu den weitverbreiteten Irrtümern?
Nettozahler
„Wenn du den Wert des Geldes kennenlernen willst, versuche, dir welches zu leihen.“ – Benjamin Franklin. |
Das Wort „Netto“ kommt aus dem Italienischen und bedeutet „rein“. Diese Summe stellt aus Sicht des Geldempfängers die steuerbereinigte Version dar, während das Brutto noch steuerbereinigt werden muss. Somit werden die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als Nettozahler betitelt, die mehr nach Brüssel überweisen, als sie aus den Fördertöpfen und an Subventionen zurückbekommen. Dies ist im Moment bei zehn Ländern der Fall.
Die Top 10 der Nettozahler
Die folgenden Angaben stützen sich auf Informationen der Europäischen Kommission und stammen aus dem Jahr 2017.
Zehnter Platz: Finnland Neunter Platz: Dänemark Achter Platz: Österreich Siebenter Platz: Belgien Sechster Platz: Schweden | Fünfter Platz: die Niederlande Vierter Platz: Italien Dritter Platz: Großbritannien Zweiter Platz: Frankreich Erster Platz: Deutschland |
Deutschland stellt also den größten Nettozahler mit über 13 Milliarden Euro innerhalb der Union dar. Kritiker sehen sich jetzt wahrscheinlich bestätigt. Aber bitte berücksichtigen Sie auch folgende Tatsache: Setzt man die jeweiligen Zahlungen in Bezug zur Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl, zahlen Niederländer und Schweden am meisten ein.
Woher bekommen Sie weitere Informationen zum Thema ?
Auf der Homepage des Europäischen Parlaments (EP) gibt es eine sehr gute Übersicht, welches Land wie viel in den EU-Haushalt einzahlt und was es zurückerhält. Die Übersicht zeigt auch, in welche Bereiche die EU-Gelder zurückfließen. So erhält der Landwirtschaftsbereich über 60 % der EU-Förderung, gefolgt vom Bereich Forschung und Entwicklung mit 19 % und der Regionalpolitik mit 13 %. Dieser Link fürht sie zum EU-Haushalt auf einen Blick.
Was haben wir davon?
Diese Frage stellen sich inzwischen zu Recht viele Europäer innerhalb der Nettozahler-Länder. Lauthals und als populistisches Argument bringen es Europaskeptiker hervor. Höhepunkt der populär vorgetragenen Beitragsdebatte war in Großbritannien die Leave-Kampagne. Diese führte schließlich zum Brexit-Votum 2016. Während des Wahlkampfs fuhr der Slogen von 350 Millionen pro Woche auf einem roten Doppeldeckerbus quer durchs Land. Diese Zahl war überwältigend. Gepaart mit dem Versprechen, das Geld ins Gesundheitssystem zu stecken, wurde es einerseits zum wichtigsten Argument der Leave-Kampagne. Heute wissen wir andererseits, dass die Zahl falsch war. Besonders bitter: Das Versprechen mit dem Gesundheitssystem wurde genau einen Tag nach dem Votum wieder einkassiert. Aktuell laufen die Brexit-Verhandlungen schleppend und auch deswegen werden die Rufe nach einem Exit vom Brexit lauter.
Kommen wir zurück somit zu den zehn Nettozahlern der EU. Auch wenn die genannten Länder weniger EU-Fördermittel erhalten, gehen sie nicht leer aus. So bekam alleine Deutschland 2016 über 10 Milliarden Euro aus Brüssel zurück – diese Gelder flossen direkt in die Landwirtschaft, die Regionalpolitik, die Forschung und Verwaltung. Unsere Wirtschaft profitiert ungemein von der Europäischen Union, kommen doch Maschinen, Werkstoffe und Fachkräfte aus Deutschland europaweit zum Einsatz.
Vergleicht man die EU mit einer Familie, ist es auch gar nicht mehr so seltsam, dass stärkere Mitglieder schwächeren helfend zur Seite stehen. Nur so kann eine Gemeinschaft funktionieren, in der nicht der Einzelne, sondern das große Ganze im Vordergrund stehen.
Quellenangaben: süddeutsche.de; bpb.de, europarl.europa.eu