65 Jahre Volksaufstand in der DDR
Wie kam es 1953 zum Volksaufstand?
Seit der Gründung der DDR hatte der selbsternannte „Arbeiter- und Bauernstaat“ mit schweren wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Während in Westdeutschland der Wohlstand beständig wuchs, stagnierte er in der DDR. Im Jahr 1953 sank das Lebensniveau sogar. Die Partei- und Staatsführung ignorierte den wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Sie herrschte weiter nach dem Motto „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!“
Normerhöhung und Lohnkürzung
Im Mai 1953 beschloss die SED-Führung zur Finanzierung von Großprojekten der Schwerindustrie und sowjetischen Besatzungsarmee eine 10-prozentige Erhöhung der Arbeitsnorm. Dies bedeutete für einige Arbeiter Einbußen von bis zu einem Viertel ihres Lohns. Die Bevölkerung begann somit sich aufzulehnen. In der ganzen DDR kam es zu kleineren Streikaktionen.
Von der Stalin-Allee in alle Bezirke
Die Arbeiter der prestigeträchtigen Stalinallee in Berlin legten am 16. Juni die Arbeit nieder. Sie riefen gemeinsam mit Arbeitern aus anderen Betrieben zum landesweiten Generalstreik auf. Insgesamt kam es infolgedessen in der gesamten DDR in fast 700 Städten und Gemeinden zu Protest- und Streikaktionen. Die SED-Führung fürchtete ihre Entmachtung. Sie flüchtete sich deswegen in den Schutz der sowjetischen Besatzungstruppen. Nur sie konnten das Regime jetzt noch retten.
Die Sowjetarmee greift ein
Am 17. und 18. Juni verhängte die Führung der sowjetischen Besatzungstruppen den Ausnahmezustand über 167 Land- und Stadtkreise in der DDR und Ost-Berlin. Nun wurde militärische Gewalt angewendet: 55 Demonstranten, aber auch unbeteiligte Zuschauer wurden am 17. Juni und den folgenden Tagen von der Volkspolizei und der sowjetischen Armee erschossen, starben in der Haft oder wurden später zum Tode verurteilt. Insgesamt wurden ca. 1600 Personen im Zusammenhang mit den Ereignissen um den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 von DDR-Gerichten zu Zuchthaus- und Gefängnisstrafen verurteilt. Bertholt Brecht verfasste aufgrund des Aufstands Die Lösung, ein den Zynismus der Ereignisse offenbarendes Gedicht, in dem es heißt:
“Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf und
Wählte ein anderes?”