Moin allerseits, ich bin Nele, 19 Jahre alt und ich komme aus Österreich. Heute vor einem Jahr war ich grade total im Stress, meine Diplomarbeit fertig zu machen und voller Sorge, ich würde die Matura (Österreichisches Abitur) vielleicht nicht schaffen. Bloß ein Jahr ist das alles her, aber mir erscheint es wie ein Jahrzehnt entfernt. Ich wohne jetzt in einer Stadt in einem anderen Land mit Meeraussicht, statt Gebirgszügen am Horizont und ganz anderen Sorgen, als damals. Ich gehe nicht mehr zur Schule, sondern arbeite und ich organisiere mein Leben fast vollkommen selbst – mit all dem, was dazugehört.
Schon während meiner Schulzeit wollte ich gerne ein Auslandsjahr machen, doch das erwies sich an meiner berufsbildenden Schule als nicht so einfach, deshalb verschob ich das Vorhaben auf nach meinen Abschluss. Von dem EFD habe ich über die Zeitung erfahren und war mir dann ziemlich bald sicher: Das will ich machen. Neben dem ganzen SchulabschlussStress erwies sich die Suche nach einem EFD-Platz allerdings als aufwändiger und nervenzehrender, als zuvor gedacht (an dieser Stelle meine Empfehlung: Mindestens ein dreiviertel Jahr vor dem EFD-Antritt mit der Suche beginnen!). Nachdem ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, noch eine Stelle für den Herbst zu finden, kam das Angebot, an der Kunst.Schule.Rostock zu arbeiten. Um ehrlich zu sein, wusste ich damals nicht einmal, in welchem Land Rostock liegt und hatte nicht die geringste Vorstellung von der Stadt, doch die Arbeitsstelle schien wie perfekt für mich und ich bewarb mich. Und ich wurde angenommen. Danach ging alles sehr schnell und plötzlich war der Abreisetag da. Obwohl die ersten Tage und Wochen echt nicht leicht waren, hab ich mich irgendwie an all das hier gewöhnt (und an manche Dinge, wie zum Beispiel die norddeutsche Sprache werde ich mich wohl nie gewöhnen).
An der Kunst.Schule.Rostock betreue ich ein inklusives Atelierprojekt, das Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen ein einjähriges Stipendium anbietet. Das Stipendium beinhaltet die Bereitstellung von Materialien, die Benutzung eines gemeinsamen Ateliers und die Möglichkeit, an Ausstellungen teilzunehmen. Neben diesem Projekt mache ich auch noch viele andere Dinge an der Kunst.Schule.Rostock. Aufgrund meiner Ausbildung als Grafikdesignerin kann ich Flyer, Plakate und ähnliches für die verschiedensten Projekte der Kunstschule machen, wenn Ausstellungen anstehen helfe ich bei der Organisation und dem Auf-/Abbau, ich fotografiere bei Events und Exkursionen und erledige Büro-Arbeiten in der Anmeldung. Kurz gesagt: Meine Arbeit hier ist enorm vielseitig, so etwas wie einen Arbeitsalltag gibt es kaum und das schätze ich sehr. Außerdem fühle ich mich in der Umgebung von so vielen Künstler_innen und Kunst-interessierten Menschen jeden Alters sehr wohl und kann auch in Bezug auf mein eigenes künstlerisches Schaffen von meiner Arbeit hier profitieren. Zu meinem Glück habe ich an der Kunstschule bald Leute kennengelernt, mit denen ich auch außerhalb der Arbeit Zeit verbringe. Das ist ziemlich wichtig, auch um von meinem immer wiederkehrenden Heimweh abzulenken. Ich glaube und hoffe aber, dass das Heimweh immer weniger wird, je länger ich hier bin und damit das auch so eintritt, versuche ich, mir nicht immer vorzustellen, was ich grade alles zu Hause in Österreich verpasse, sondern mich zu freuen, auf das, was in Rostock noch alles passieren wird. Außerdem finde ich auch immer wieder hervorragende Ablenkungs-Beschäftigungen, wie zum Beispiel in einen Club tanzen gehen, ins Kino, ans Meer fahren (daran kann ich mich niemals satt sehen) oder was ich besonders gerne mache: Einfach durch die Gassen streifen und die verschiedenen Ecken der Stadt entdecken. Denn obwohl Rostock nicht besonders groß ist, bietet sie viele Ebenen, auf denen es einiges zu erkunden gibt. Gut, dass ich dafür noch einige Monate Zeit hab.
Habt ihr euch Interesse an einem EFD? Weitere Infos gibt es hier >>