Zum Internationalen Frauentag stellen wir drei erfolgreiche Frauen aus europäischen Mitgliedstaaten vor. Sie übernehmen mit ihren politischen Führungsrollen Verantwortung für ihr Land und ebenso Verantwortung für die Zukunft der EU.
Dalia Grybauskaitė
Präsidentin der Republik Litauen
Dalia Grybauskaitė, auch die Eiserne Lady Litauens genannt, ist seit 2009 Präsidentin des baltischen Landes. Mit ihrem pragmatischen, manchmal als autoritär kritisiertem Politikstil, führte sie Litauen durch die schmerzhaften Sparmaßnahmen und Reformen in den Jahren nach der Wirtschafts- und Finanzkrise. Die 1956 in der damaligen Litauischen Sowjetrepublik geborene promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin war nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit ihres Heimatlandes 1991 unter anderem in der Wirtschaftsabteilung des Außenministeriums und der litauischen Botschaft in Washington D.C. tätig, bevor sie im Jahr 2001 zur Finanzministerin ernannt wurde. Ab 2004 bekleidete Dalia Grybauskaitė auf EU-Ebene das Amt eines Kommissars für Finanzplanung und Haushalt. Dieses Amt gab sie nach ihrer erfolgreichen Kandidatur für die Präsidentschaft Litauens ab. Die konservative Politikerin steht für einen harten Kurs gegenüber Russland und für die weitere Integration ihres Landes in die Strukturen der Europäischen Union und der NATO. Im Jahr 2013 erhielt die ledige Präsidentin und Trägerin des schwarzen Gürtels in Karate den Karls-Preis für ihre Verdienste um Europa und die europäische Einigung.
Kolinda Grabar-Kitarović
Präsidentin der Republik Kroatien
Die 1968 in Rijeka geborene Kolinda Grabar-Kitarović ist die erste Frau, die das Präsidentenamt in der Republik Kroatien bekleidet.
Die Politikwissenschaftlerin befand sich seit ihrem 17. Lebensjahr für lange Zeit in den Vereinigten Staaten und studierte unter anderem an der Universität Harvard das Fach Politikwissenschaft. Nach Tätigkeiten für das kroatische Außenministerium und die kroatische Botschaft in Kanada wurde Grabar-Kitarović im Jahr 2003 Ministerin für Europäische Integration und war nach dem Rücktritt ihres Vorgängers bis 2008 Außenministerin des Landes. Bis zu ihrer Wahl in das Präsidentenamt im Jahr 2015 war sie weiterhin Botschafterin Kroatiens in Washington D.C. und stellvertretende NATO-Generalsekretärin im Bereich Public Diplomacy. Die Politikerin strebt unter anderem eine feste Verankerung Kroatiens in der NATO an und möchte das jugoslawische Erbe Kroatiens überwinden. Kritiker bemängeln, dass die zweifache Mutter durch die großzügige Auslegung ihrer präsidialen Kompetenzen zu sehr ihre parteipolitischen Überzeugungen durchsetzt.
Kersti Kaljulaid
Staatspräsidentin der Republik Estland
Nach mehreren erfolglosen Wahlgängen, die das Land an den Rand einer Verfassungskrise gebracht hatte, wurde im Oktober 2016 die 46 jährige Kersti
Kaljulaid zur Präsidentin der Republik Estland gewählt. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und Mutter von vier Kindern begann ihre politische Kariere neben ihrer Tätigkeit für estnische Banken, Telekommunikationsunternehmen und als Moderatorin einer beliebten Radiosendung im Jahr 1999 als wirtschaftspolitische Beraterin des damaligen Ministerpräsidenten.
Nach dem Beitritt Estlands zur Europäischen Union wurde Kersti Kaljulaid im Mai 2004 zur estnischen Vertreterin beim Europäischen Rechnungshof mit Sitz in Luxemburg ernannt. Sie war dort bis zu ihrer Wahl zur Staatspräsidentin im Oktober 2016 tätig. Die parteilose Kaljulaid beschreibt sich selbst als moderat konservativ und setzt auf eine weitergehende Integration Estlands in die Strukturen der NATO. Während sie die europäischen NATO-Staaten aufgefordert hat, gemäß den Forderungen des US-Präsidenten mehr Geld für die Landesverteidigung auszugeben, möchte sie in ihrer Amtszeit auch die starke russische Minderheit stärker in die estnische Gesellschaft integrieren. Mit Kaljulaid als Präsidentin wird Estland in der zweiten Jahreshälfte die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Diese hat bis 30.6. noch Malta inne.