EIZ Rostock
Ein Abend rund um Polen
Im Rahmen der Lesereihe „politikbuch“ lädt das EIZ Rostock zu einer multimedialen Lesung mit dem Autor und Polen Kenner Hans Bollinger. Als direkter Nachbar und EU Mitglied verbindet Deutschland und Polen neben einer bewegten Vergangenheit auch ein gemeinsamer Wirtschafts- und Kulturraum. Dennoch ist das Bild über Polen oft von Unkenntnis und Vorurteilen geprägt. Hier bringt der Abend Licht ins Dunkel und nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise hin zu den Menschen und weckt die Neugierde auf Kultur und verzaubernde Landschaften jenseits der Ostgrenze unseres Landes. Was können wir voneinander lernen, was verbindet uns und was gilt es noch aufzuarbeiten?
Polen: Geschichte und Kultur im Fokus
Polen ist bekannt für seine bewegte Geschichte, die im Laufe der Jahrhunderte von Aufstiegen und Niedergängen geprägt wurde. In diesem facettenreichen Land gibt es zahlreiche historische Stätten, von den königlichen Residenzen in Warschau bis zu den mittelalterlichen Städten wie Krakau. Die polnische Kultur manifestiert sich in der Musik, Literatur und Kunst, die das Land geprägt haben.
Die polnische Geschichte ist ein faszinierendes Mosaik von Ereignissen, das von der Gründung des polnischen Staates im 10. Jahrhundert bis zur Solidarność-Bewegung im 20. Jahrhundert reicht. Zahlreiche Schlösser, Kirchen und historische Städte zeugen von Polens reicher Vergangenheit und machen es zu einem Paradies für Geschichtsenthusiasten. Die polnische Literatur hat herausragende Autoren hervorgebracht, darunter Nobelpreisträger wie Wisława Szymborska und Henryk Sienkiewicz, deren Werke die Welt berührt haben. Die polnische Musik reicht von den klassischen Kompositionen von Frédéric Chopin bis zu den Klängen des Polka und der modernen Popmusik, die die Vielfalt des Landes widerspiegelt. Die polnische Kunstszene ist lebendig und innovativ, und Museen wie das Nationalmuseum in Warschau beherbergen beeindruckende Sammlungen von Gemälden, Skulpturen und zeitgenössischer Kunst. Polen ist zweifellos ein Land, in dem Geschichte und Kultur im Mittelpunkt stehen und jeden Besucher in ihren Bann ziehen.
Hans Bollinger und seine Verbindung zu Polen
Hans Bollinger, ein Pädagoge, Musiker und Volkssänger, ist seit 40 Jahren mit Polen verbunden. Seine Reisen haben ihn von Danzig bis Bialystock und von Masuren bis zum Biesciady-Gebirge geführt. Bollinger hat die Menschen Polens getroffen und ihre Geschichten gehört. Seine Lesungen sind eine Hommage an Polen, in der er nicht nur historische Ereignisse beleuchtet, sondern sie auch musikalisch umrahmt.
Am 21. November liest Hans Bollinger im Haus Europa in Rostock. Nutzen Sie die Gelegenheit, den Autor kennenzulernen und melden Sie sich zur Lesung an.
Polen im Wandel: Die politische Landschaft
Die politische Landschaft Polens hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Transformation erlebt, die sowohl innerhalb des Landes als auch auf internationaler Ebene Aufmerksamkeit erregt hat. Die Konflikte zwischen der polnischen Regierung und der Europäischen Union, insbesondere im Zusammenhang mit der Unabhängigkeit des Justizsystems, haben zu hitzigen Diskussionen geführt und wichtige Fragen zur Einhaltung demokratischer Prinzipien aufgeworfen. Die politische Situation in Polen hat weitreichende Auswirkungen auf die Beziehungen des Landes zur EU und zu seinen Nachbarländern, was eine ständige Quelle politischer Debatten und Verhandlungen ist. Die Diskussionen über die politische Zukunft Polens sind komplex und facettenreich, und sie betreffen nicht nur die Innenpolitik, sondern auch die Rolle Polens in der globalen Gemeinschaft. So ist Polen ein wichtiger Akteur bei der Hilfe und Aufnahme von ukrainischen Kriegsflüchtlingen.
Die Entwicklungen in der politischen Landschaft Polens sind nach der Parlamentswahl im Oktober 2023 von großer Bedeutung, da sie das Land und seine Beziehungen zur Welt in den kommenden Jahren prägen werden. Ein Regierungswechsl wird erhofft, denn dieser Wandel wirft wichtige Fragen über die Zukunft des Landes und seine demokratischen Institutionen auf.
Eine tiefe Verbundenheit mit der Geschichte
Polen ist ein Land, das auf eine lange und komplexe Geschichte zurückblickt. Über die Jahrhunderte hinweg war Polen ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, Religionen und Einflüsse. Dieses reiche Erbe hat die polnische Identität geprägt und eine tiefe Verbundenheit mit der Geschichte geschaffen. Eine der prägendsten Erfahrungen in der Geschichte Polens war die Fremdherrschaft im 18.Jahrhundert und der Überfall der Nazis im September 1939.
Während des 18. Jahrhunderts wurde Polen in den berühmten „Dreifachen Teilungen“ (1772, 1793 und 1795) von seinen Nachbarn, insbesondere Russland, Preußen und Österreich, erobert und aufgeteilt. Diese Teilungen führten dazu, dass das Reich Polen-Litauen von der Landkarte verschwand und seine Souveränität verlor.
Die Zeit der Fremdherrschaft war geprägt von Unterdrückung und kultureller Assimilation. Die polnische Kultur und Sprache wurden in Schulen und Institutionen verdrängt, und polnische Identität wurde unterdrückt. Diese Periode der Fremdherrschaft hinterließ tiefe Narben in der polnischen Geschichte und im kollektiven Gedächtnis des Volkes.
Jedoch war die polnische Geschichte auch von Aufständen und Widerstand gegen die Fremdherrschaft geprägt. Die Polen haben sich immer wieder gegen Unterdrückung und Fremdherrschaft aufgelehnt, sei es während des Novemberaufstands 1830 oder des Januaraufstands 1863. Diese Momente des Widerstands sind ein wichtiger Teil der nationalen Identität Polens und stehen für den unerschütterlichen Willen zur Freiheit.
Nach dem Einfall der Nazis und dem Beginn des 2. Weltkrieges wurde in Warschau ab Herbst 1940 das größte jüdische Ghetto errichtet. Bis dahin befand sich in Warschau die größte jüdische Gemeinde Europas. Die erdrückende Enge und katastrophale Versorgung im Warschauer Ghetto sowie die Deportationen von bis zu 280.000 Menschen führte zur Bildung einer Widerstandsorganisation und zum Aufstand gegen die Nazis am Morgen des 19. Aprils 1943. Fast vier Wochen kämpfte der Widerstand während des Aufstandes im Warschauer Ghetto.
Ein weiterer entscheidender Moment in der Geschichte Polens war die Solidarność-Bewegung der 1980er Jahre. Diese soziale und politische Bewegung, angeführt von Lech Wałęsa, kämpfte gegen die kommunistische Herrschaft und setzte wichtige Schritte hin zur Freiheit und Demokratie und dem Fall des Eisernen Vorhangs in Europa.
Die Lesungen mit Hans Bollinger sind nicht nur eine Gelegenheit, in diese reiche Geschichte einzutauchen, sondern auch, die tiefe Verbundenheit Polens mit seiner Vergangenheit zu erkunden. Sie erinnern an die turbulenten Phasen der Geschichte, in denen die polnische Identität auf dem Spiel stand, und zeigen, wie das Land seine Identität bewahrt und für Freiheit und Selbstbestimmung gekämpft hat. Polen ist nicht nur ein Land der historischen Herausforderungen, sondern auch ein Land, das seine Geschichte als Stärke und Inspiration für die Zukunft betrachtet.
Teilen:
Weitere Beiträge
Frontex unter der Lupe: Europas Grenzschutz in der Kritik
Schengen-Raum, Dublin-Abkommen, FRONTEX und GEAS? Viele Abkommen zwischen den EU-Ländern und zusätzliche nationale Regelungen. Grenzschutzpolitik an den EU-Außengrenzen
Leitlinien für die kommende Legislaturperiode des EU Parlaments – 2024 bis 2029
Als die EU Kommission 2019 in der vorigen Legislaturperiode ihre Arbeit aufnahm, geschah dies unter ganz anderen Vorzeichen.
Das KI-Gesetz der EU
Mit Künstlicher Intelligenz fit für die Zukunft? Die digitale Strategie der EU „Wir brauchen KI in allen Bereichen,
BREXIT – Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union
Brexit – Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union Etwas bis dato kaum Vorstellbares wurde am 1.Februar 2017