
Tschechien nach den Wahlen – ein EU-Land im Umbruch
Die Präsidentschaftswahlen in Tschechien 2025 finden in einer politisch angespannten Lage statt. Das Land steht vor der Herausforderung, seine innen- und außenpolitische Ausrichtung neu zu bestimmen. Im Fokus stehen dabei nicht nur Fragen der demokratischen Stabilität, sondern auch wachsende nationalistische Strömungen und die Rolle Tschechiens in der Europäischen Union. Mit dem erneuten Antreten von Andrej Babiš, einem Unternehmer mit euroskeptischen Ansichten, wird die politische Landschaft weiter polarisiert. Ein Wahlsieg könnte die zukünftige Position Tschechiens innerhalb der EU erheblich beeinflussen.
Demokratische Kultur und äußere Einflussnahme
Die Wahlen in Tschechien werfen zentrale Fragen auf: Wie lässt sich die demokratische Kultur festigen, wenn populistische Stimmen immer lauter werden? Welche Strategien sind notwendig, um äußere Einflussnahme abzuwehren und das Vertrauen in demokratische Institutionen zu stärken? Gerade vor dem Hintergrund aktueller Debatten über Desinformation, hybride Bedrohungen und die Rolle von Medien in Wahlkämpfen sind diese Fragen von großer Bedeutung – für Tschechien selbst, aber auch für die gesamte Europäische Union.
Bedeutung für Europa
Die politische Ausrichtung Tschechiens hat weitreichende Folgen für die EU. Bereits 2014 gründete Babiš’ Partei ANO gemeinsam mit anderen Kräften die euroskeptische Fraktion „Patrioten für Europa“. Diese ist mittlerweile zur drittstärksten Kraft im Europäischen Parlament aufgestiegen. Sollte Babiš erneut gewinnen, könnte dies die Dynamik in Brüssel nachhaltig verändern. Besonders die Haltung gegenüber der Ukraine und der europäischen Sicherheitsarchitektur wird dabei genau beobachtet. Ein proeuropäischer Kurs würde die Zusammenarbeit in der EU stärken, während ein euroskeptischer Sieg neue Bruchlinien aufzeigen könnte.
Europäische Zusammenarbeit in Krisenzeiten
Die Zukunft Tschechiens ist eng mit den großen Fragen Europas verknüpft: Wie gelingt es, die Sicherheit in Zeiten globaler Krisen zu bewahren? Welche Rolle spielt Solidarität innerhalb der Union, wenn Mitgliedstaaten unterschiedliche Interessen verfolgen? Und wie kann die EU gewährleisten, dass demokratische Grundwerte auch in schwierigen politischen Lagen geschützt bleiben? Antworten auf diese Fragen sind nicht nur für Tschechien, sondern auch für Mecklenburg-Vorpommern und die gesamte Europäische Union von Bedeutung.
Gespräch mit Jörg Bergstermann
Diesen komplexen Fragen möchten wir gemeinsam mit Ihnen nachgehen. Unser Gast ist Jörg Bergstermann, Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tschechien. Mit seiner langjährigen Expertise zur politischen Situation in Mittel- und Osteuropa bietet er spannende Einblicke in die aktuellen Entwicklungen. In einer offenen Diskussion wollen wir Chancen und Risiken der Wahl analysieren, Hintergründe beleuchten und Perspektiven für die Zukunft Tschechiens in der EU aufzeigen.
Einladung
Wir laden alle Interessierten herzlich ein, an dieser Veranstaltung der FES MV und des EIZ Rostock teilzunehmen. Nutzen Sie die Gelegenheit, mit einem Experten ins Gespräch zu kommen, Hintergründe besser zu verstehen und Ihre Fragen einzubringen. Denn die politische Entwicklung in Tschechien betrifft nicht nur unsere Nachbarn, sondern hat unmittelbare Auswirkungen auf die gesamte europäische Gemeinschaft.
Anmeldung
Sie können sich bis zum 12. Oktober per Mail an schwerin@fes.de oder direkt online anmelden.
Programm
17.00 Uhr
Begrüßung
Axel BLASCHKE, FES Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern
17.05 Uhr
Tschechien nach den Wahlen
Gespräch mit Jörg BERGSTERMANN, Büroleiter, FES Tschechien in Prag
18.00 Uhr
Ende der Veranstaltung
Moderation: Mandy KRÖPPELIEN, Europäisches Integrationszentrum Rostock e.V.
»»» Gut zu wissen: Tschechien und die EUTschechien ist seit dem 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union. Das Land profitiert stark von europäischen Fördermitteln, die unter anderem in Infrastruktur, Forschung und regionale Entwicklung fließen. Gleichzeitig prägen kontroverse Debatten über die Rolle Brüssels die politische Diskussion. Während ein Großteil der Bevölkerung den Binnenmarkt und die Reisefreiheit schätzt, gibt es immer wieder kritische Stimmen gegenüber gemeinsamer EU-Politik. Tschechien zählt zu den mittelgroßen Mitgliedstaaten mit 21 Abgeordneten im Europäischen Parlament. Das Land bringt sich aktiv in Fragen der Energiepolitik, der Ostseekooperation und der Sicherheit in Osteuropa ein – Themen, die auch für Mecklenburg-Vorpommern von besonderer Relevanz sind. Fun Fact: Tschechien ist Weltmeister im Biertrinken! Mit durchschnittlich rund 130 Litern pro Kopf und Jahr führt es seit vielen Jahren die Rangliste des globalen Bierkonsums an. Bier gilt dort als nationales Kulturgut – und so manch politische Diskussion wird traditionell im Wirtshaus geführt. |