Am 23. Juli jährt er sich zum 65. Mal – der Nationalfeiertag Ägyptens. Doch im Schatten der im Jahre 2013, durch den Sturz des unter Druck geratenen Präsidenten Mohammed Mursi, einsetzenden Übergangsregierung unter der Führung des damaligen Militärratschefs und amtierenden Präsidenten Abd al-Fattah as-Sisi, wird den meisten Ägyptern nicht nach Feiern zumute sein. Das zunehmend repressiv und autoritär regierte Land scheint sich immer mehr zur Diktatur zu entwickeln, obwohl der damalige Putsch in weiten Teilen der Gesellschaft auf positive Resonanz stieß.
Eigentlich als Feierlichkeit initiiert, stellt der 23. Juli für viele Ägypter wohl einen eher traurigen Anlass da, der teilweise sogar eine positive Erinnerungskultur zum Königreich Ägypten aufkommen lässt.
Anlässlich des Jahrestages lohnt sich ein Blick in die Geschichte Ägyptens, um über Hintergründe aufzuklären, die momentane Entwicklung des Staates zu verstehen und den Feiertag als solchen einordnen zu können.
Das Königreich Ägypten (Ursprung des Tages)
Nachdem Ägypten am 28. Februar 1922 von der einstigen Kolonialmacht Großbritannien und Irland entlassen, und der bisherige Sultans Sultans Fu’ad I. am 15. März 1922 zum König proklamiert wurde, entstand das Königreich Ägypten. Dieser Entstehung vorangegangen waren massive Proteste und ein 1919 stattfindender Volksaufstand gegen die Kolonialmächte.
Das Königreich, welches von 1922 bis 1953 existierte, erstreckte sich über die Gebiete des heutigen Ägyptens, Tschads, Süd Sudans, Sudans und umfasste zeitweise Teile der Staaten Libyens.
Die föderale Erbmonarchie war seiner Zeit das wohl einflussreichste Land der arabischen Welt und außerdem der größte Staat des neuzeitlichen Afrikas, und somit der sechstgrößte Staat der Welt. Darüber hinaus war es mit 27 Millionen Einwohnern das Bevölkerungsreichste Land im Nahen Osten.
Militärputsch des 23. Juli 1952
Das Königreich durchlebte viele unterschiedliche Phasen. Die letzte war die des Königs Faruk I., welche sich durch enorme Misswirtschaft und Korruption kennzeichnete, weshalb nicht nur der Rückhalt in der Gesellschaft, sondern auch der im Militär schwand. Infolge dieser extremen Unzufriedenheit erhob sich das Militär gegen den König und führte nach zahlreichen vorangegangenen Protestaktionen („Kairoer Brände“), den Putsch letztlich am 23. Juli 1952 erfolgreich durch. Ziel war es die Aristokratie abzuschaffen, eine Republik auszurufen und die guten Verbindungen zum politischen Westen und insbesondere zu Großbritannien abzubrechen. Jenes Datum wird seitjeher als Ägyptischer Nationalfeiertag zelebriert.
Ägypten nach dem Militärputsch
ie neue Arabische Republik Ägypten wurde am 18. Juni 1953 gegründet. Die frühe Entwicklung der Republik wurde maßgeblich vom sozialistisch regierenden, damaligen Revolutionsführer Oberst Gamal Abdel Nasser bestimmt. Mit seiner Verbindung zur Sowjetunion, sowie der Verstaatlichung der Suezkanal-Gesellschaft 1956 gingen harsche Kritik und schließlich der militärische Eingriff Frankreichs, Großbritanniens und Israels einher. Frieden brachte erst der im Jahre 1970 ins Amt berufene Anwar as-Sadat, welcher nach Erhalt des Friedensnobelpreises Opfer eines Attentats wurde. Nachfolger war Husni Mubarak, der bis zur Revolution 2011 extrem autoritär regierte. Kritikern zufolge war er ein Diktator, welcher sich auf pseudodemokratische Systeme berufen hat.
Nach der Revolution 2011 setzten wie eingangs beschrieben zunächst demokratische Wahlen ein, die jedoch nicht lange bestand hatten. Unmut machte sich breit und ein Militärputsch erfolgte. Bis heute ist die Situation im Land sehr schwierig und unübersichtlich.
Ausblick
Die Bürger Ägyptens befinden sich in einer schwierigen Lage. Feiern ist in naher Zukunft wohl nicht angesagt. Sissi, ein Präsident, welcher Andersdenkende unterdrückt und Demonstrationen mit Gewalt unterbindet bleibt vorerst weiter im Amt, eine Besserung ist nicht in Sicht. Den Nationalfeiertag zu zelebrieren, welcher den Sieg gegen einen repressiv regierenden Staat als Anlass hat, scheint dieses Jahr unpassender zu sein, als je zuvor.
Bleibt den Ägyptern also nur die Hoffnung…
Text. F. Hohlfeld
Quellen:
http://www.zeit.de/
https://www.tagesschau.de/
https://www.liportal.de/
http://www.zeit.de
Titelbild:
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