Wider die Natur – #EndFGM
Stella Obasanjo, die Frau des nigerianischen Präsidenten und ehemalige „First Lady“ des bevölkerungsreichsten Landes in Afrika, rief 2004 zum ersten Mal den Aktionstag gegen Genitalverstümmelung aus. An jedem 06. Februar sollen wir an die rund 140 Millionen Frauen und Mädchen denken, die beschnitten wurden und an die 3 Millionen, die jedes Jahr dazu kommen. Um dem Thema mehr Gewicht zu verleihen und es in das Bewusstsein der westlichen Bevölkerung zu holen, erklärte die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen ihn zum internationalen Gedenktag. Die Beschneidung eines Mädchens stellt einen schweren Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar und ist gerade deswegen wider die Natur.
Ein Erbe aus vergangenen Tagen
Die bewusste Verstümmelung der weiblichen Genitalien wurde bereits 163 vor Christus auf einem griechischen Papyrus erwähnt, dass in Ägypten gefunden wurde. Diese Praxis ist somit älter als bisher angenommen und fußt nicht im Islam, auch wenn sie in erster Linie von Muslimen praktiziert wird.
Bis heute wird in vielen Teilen Afrikas das Abschaffungsbestreben der Genitalverstümmelung als eine Fortsetzung der Kolonialzeit und ein andauerndes Einmischen in die eigene Kultur gedeutet. Schon damals verurteilten die westlichen Mächte, in ihrem Bestreben Afrika zu zivilisieren, dass barbarische Ritual als heidnisch und unternahmen alles, um es gänzlich auszurotten. Aufklärungskampanien an Schulen, neue Gesetze und Einrichtungen an die Betroffene sich wenden können, führten nur dazu, dass die Beschneidung nun vorwiegend an Kindern vorgenommen wird.
Durch Abschaben, Ausbrennen, die Verwendung von ätzenden Substanzen, oder scharfkantigen Steinen, Rasierklingen, Glasscherben, Scheren oder das abbeißen, werden in den meisten Fällen die äußeren Schamlippen und die Klitoris entfernt. Im Anschluss, wird die Wunde oft durch Akaziendornen, Bindfaden, Schafsdarm, Pferdehaar, Bast oder Eisenringe verschlossen. Eine kleine Öffnung soll das abfließen des Urins und Menstruationsblutes ermöglichen. Das Mädchen lerne dadurch Schmerzen ertragen und wird zur vollwertigen Frau. Die vernähte Vagina, die während des Geschlechtsverkehrs und der Geburt aufgeschnitten und danach häufig erneut vernäht wird, soll zudem die eheliche Treue der Frau gewährleisten. Die ohne Narkose durchgeführten Eingriffe führen fast immer zu bleibenden Folgen oder dem Tod.

Zero Tolerance for Female Genital Mutilation #EndFGM
“No girl should suffer from #FGM like I did.” Beatrice, 19. Her story & how she’s trying to #endFGM https://t.co/OcooHsHbnl pic.twitter.com/6ENFZlmqhx
International Day of Zero Tolerance for Female Genital Mutilation (FGM), 6 February http://www.un.org/en/events/femalegenitalmutilationday/
Eine berühmte Schirmherrin
Waris Dirie, ein aus Somalia stammendes Model, UN-Sonderbotschafterin und Autorin des Weltbestsellers „Wüstenblume“, berichtete 1997 öffentlich von ihrer eigenen Beschneidung und löste damit ein weltweites Medienecho aus. Sie holte die weibliche Genitalverstümmelung aus den Schatten und zerrte sie ins Licht der breiten Öffentlichkeit. Wenige Jahre später geriet sie allerdings selbst in Kritik, als sie ihren Sohn beschneiden lies und dies mit den Worten rechtfertigte: „Das ist etwas ganz Anderes als weibliche Beschneidung; es sollte niemals Verstümmelung genannt werden, denn es ist keine. Bei Männern wird es aus medizinischen Gründen gemacht, um Reinheit sicherzustellen“. Auch wenn in den Worten von Frau Dirie Wahrheit steckt und man die beiden Beschneidungen nicht miteinander vergleichen kann, so nahm sie ihrem Sohn, was man ihr nahm. Die freie Wahl.
In der Europäischen Union
Durch den Zustrom von Flüchtlingen und Zuwanderern aus afrikanischen Ländern ist die weibliche Beschneidung auch in Europa zu einem täglichen „Hinterhofgeschäft“ geworden. Nur wenn Frauen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilnehmen und unabhängig von Männern leben können, kann ihr Schutz gewährleistet werden. Professionelle Beschneiderinnen, die ihr Geld mit der Verstümmelung von Kindern verdienen, müssen hart bestraft und Aufklärungsarbeit an Schulen und Universitäten zur Norm werden.
Quellenangaben: bpb.de, Wüstenblume, dsw.org, wikipedia.de